Rede unseres Mitglieds, Bürgermeister Michael Nöltner, am Volkstrauertag:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
liebe Gäste,

während wir hier zum Volkstrauertag auf dem Hauptfriedhof in Bretten zusammenkommen, sterben in vielen Teilen der Welt völlig unsinnig Menschen durch Krieg und Gewalt.

Mit Besorgnis und Entsetzen schauen wir aktuell in den Nahen Osten, wo ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt eskaliert. Unsere Gedanken sind bei den verschleppten israelischen Geiseln, aber selbstverständlich auch bei all den unschuldigen Palästinensern, die ihr Leben lassen.

Die Bilder, die wir allabendlich im Fernsehen gezeigt bekommen, erfüllen mich, erfüllen sicher auch Sie, mit Trauer und einer gewissen Ohnmacht.

Die Auswirkungen dieses Konflikts spüren wir bis nach Bretten, wo Israel-Fahnen, die wir aus Solidarität aufgehängt haben, von den Masten gerissen werden.

Ich kann an dieser Stelle nur sagen: Antisemitismus, Hass und Hetze dürfen bei uns in Deutschland und hier in Bretten nie wieder einen Platz und schon gar keine Mehrheiten bekommen. Dafür müssen wir uns als Gesellschaft starkmachen.

Meine Damen und Herren, wir dürfen auch eines nicht vergessen, selbst wenn es durch die Eskalation im Nahen Osten etwas in den Hintergrund zu rücken droht:

Auch in Europa herrscht Krieg, seit Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angegriffen hat. Noch heute erreichen uns traumatisierte Geflüchtete, die von ihren Familien getrennt wurden und auf unsere Hilfe angewiesen sind. Hier gilt es ganz besonders, Menschlichkeit zu zeigen.

Der Krieg in der Ukraine zeigt uns auf erschreckende Art und Weise: Es gibt keine Gewissheiten mehr, auch nicht die von einem dauerhaften Frieden in Europa.

In beiden beschriebenen Fällen – in der Ukraine wie in Israel – steht unser Land in einer ganz besonderen Verantwortung. Im Zweiten Weltkrieg war es das nationalsozialistische Deutschland, das überall in Europa, aber eben auch in der Ukraine, Angst und Schrecken verbreitete und mit den Massenmorden und dem Holocaust für das dunkelste Kapitel der Menschheit sorgte.

Auch das sollte uns am Volkstrauertag eine Lehre sein. Es genügt nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Auch Deutschland muss sich seiner besonderen Verantwortung bewusst sein. Das Mantra, dass nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen darf, gilt weiterhin. Zumindest das muss in einer immer unüberschaubarer werdenden Welt Gewissheit bleiben. Nur dann können wir uns glaubhaft für Frieden in anderen Teilen der Welt einsetzen.

Liebe Anwesenden, wir gedenken heute der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Der Millionen von Toten aus den beiden großen Weltkriegen, aber auch aller weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen auf dieser Welt.

Wir sind in Gedanken bei den Menschen, die in Kriegen und Konflikten ihr Leben lassen. Hinter jedem einzelnen Schicksal steht ein Name. Hinter jedem Opfer steht eine trauernde Familie. Dessen sollten wir uns an diesem Gedenktag bewusst werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, unsere gemeinsame Erinnerung am Volkstrauertag an die Millionen Toten muss uns die persönliche Aufforderung sein, tagtäglich den Weg des Friedens zu gehen. Denn wie wir leider sehen, sind die Abwesenheit von Krieg und Gewalt keine Selbstverständlichkeit. Die Freiheit muss jeden Tag aufs Neue verteidigt und erkämpft werden.

Am Ende meiner Begrüßung möchte ich mich bei all denen bedanken, die diese Gedenkstunde mitgestalten:

Der Stadtkapelle Bretten unter Leitung von Andreas Frank. Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK) mit ihrem Vorsitzenden Ronald Schmidt. Und nicht zuletzt natürlich auch der Schillerschule Bretten mit den Schülerinnen Lea, Sophia, Selene und Ceyda sowie ihrer Schulleiterin Sonja Schmidt. Sie übernehmen nun mit ihrem Vortrag.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

 

Schlusswort:

Meine Damen und Herren,

wie sein Name schon sagt, ist der Volkstrauertag kein Tag des Frohsinns und der Heiterkeit. Wir wollen heute innehalten, der Verstorbenen von Krieg und Gewalt gedenken und auch mahnen.

Mein Wunsch ist es aber auch, dass wir nicht in einer depressiven Stimmung auseinandergehen oder gar im Glauben, dass wir nichts an der Lage der Welt ändern können.

So verstehe ich den heutigen Tag nicht nur als Tag der Trauer, sondern auch als Tag der Ermutigung zum Engagement.

Heute kommen deutschlandweit Menschen zusammen, die Frieden, Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte als Richtlinien ihres Handelns sehen und sich in ihrer Nachbarschaft, in ihren Städten, Landkreisen und darüber hinaus dafür stark machen, dass die dunklen Kapitel unserer Vergangenheit Geschichte bleiben.

Und so kann der Volkstrauertag auch ein Tag der Hoffnung sein. Lassen Sie uns hoffen auf eine friedlichere Welt. Vor allem aber: lassen Sie uns jeden Tag aufs Neue dafür kämpfen. Jeder einzelne von uns kann die Welt im Kleinen zu einem besseren und friedlicheren Ort machen. Auch das ist das Signal, das von diesem Tag ausgeht. Vielen Dank!

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